Nichtstun bis Lichter löschen.

Ein Update zur Energiesituation in der Schweiz.

Es ist rasch zusammengefasst: Seit Monaten tritt die viel parlierende Schweizer Politik in Sachen Energie an Ort. Mitten drin - der Energieminister Bundesrat Rösti, der treuherzig im schweizgemachten Energiestillstand niemandem auf die Füsse tritt. Es gibt nach wie vor keine Energiestrategie und kein dazugehörendes Transformationsprojekt, das diesen Namen verdienen würde. Dies, obwohl in Bern praktisch die ganze Politik weiss, dass die Energiestrategie 2050 gescheitert ist.

Also fassen wir in diesem Artikel die Situation nochmals zusammen und hoffen, dass wenigstens nach den Wahlen die Lese- und Handlungsfähigkeit von Politik und Behörden wieder Tritt fassen, sie das Land in Sachen Energiesicherheit weiterbringen und damit Wohlstand und Frieden hier in der Schweiz sichern.

Roland Voser, 11. Oktober 2023

Energiesicherheit ist nicht garantiert.

Die aktuelle Energiepolitik der Schweiz unter dem Stichwort “Energiestrategie 2050” beruht auf Fehlannahmen, die letztlich dazu führen, dass früher oder später - zuerst in den Wintermonaten Februar und März - die Energiesicherheit im Land nicht mehr garantiert ist. Die Arbeit von Parlament, Regierung und Behörden stützt sich somit seit Jahren auf einem Fehlkonstrukt ab, dass es schleunigst richtig zu stellen gilt.

Andernfalls werden die auftretenden Probleme nur punktuell gelöst, was eine Gesamtoptimierung verhindert, die für eine nachhaltige Energiesicherheit zwingend erforderlich ist. Diese Optimierung umfasst neben technischen Abhängigkeiten insbesondere die integrale Betrachtung von Energiesicherheit, Wohlstand und Frieden. Ohne Energie, kein Wohlstand. Ohne Wohlstand, kein Frieden.

Minimale Veränderung im Energieendverbrauch.

Energiestatistik 2021.

Energiestatistik 2022.

Grundlage sind die Informationen und Daten des Bundes.

Mit einer einfachen Überschlagsrechnung wären für das Jahr 2021 rund 24 Kernkraftwerke nötig gewesen, um die fossilen Energieträger mit Strom ablösen zu können. Die Rechnung ist unwissenschaftlich und gibt bloss ein Indiz für die Grössenordnung des benötigten Energiebedarfs, der für den kompletten Ersatz der Fossilen nötig wäre. Dennoch kann festgestellt werden, dass mit Sicherheit die Erneuerbaren mit 4.2% (Photovoltaik, Windkraft) dazu hinten und vorne nicht reichen.

Für das Jahr 2022 wurden analog nun dazu 18 Kernkraftwerke errechnet. Diese Veränderung ist eingetreten, weil der Anteil der Kernkraft 2022 massiv zugenommen hat und heute über einen Drittel des ganzen Stromverbrauchs der Schweiz ausmacht. Ebenfalls haben die fossilen Treibstoffe nicht etwa abgenommen, sondern sind nun ebenfalls auf einen Drittel des gesamten Energieverbrauchs der Schweiz angewachsen.

Insgesamt ist der Energieverbrauch erfreulicherweise gegenüber 2021 um 3.9% auf 765'070 Terrajoule bzw. 212 Terrawattstunden leicht gesunken. Diese Reduktion kann in etwa der Produktion von zwei AKWs gleichgesetzt werden (Export: 107’040, Import: 119220 TJ, Netto 12’180 TJ, entspricht rund 1.6% des Gesamtenergieverbrauchs). Unabhängig davon muss aber auch hier festgestellt werden, dass die Ablösung der Fossilen von knapp 60% des Energieendverbrauchs nie und nimmer mit Importstrom geschafft werden kann.

Energiepolitik in der Sackgasse.

Aufgrund der in der Energiestrategie 2050 getroffenen Fehlannahmen befindet sich die Energiepolitik also in der Sackgasse. Diese Fehlannahmen hat Thierry Burkart umfassend kommentiert (siehe dazu hier), daher sei an dieser Stelle auf eine Wiederholung verzichtet.

Zielführender ist die folgende Definition schlüssiger Prämissen für eine Revision bzw. ein Neuaufsetzen der Energiepolitik der Schweiz.

Prämissen für eine Energiepolitik Version 2.

  1. Mehr Energieverbrauch: Die Schweiz benötigt 2050 mit Sicherheit mehr Strom als heute. Gründe sind die Ablösung der Fossilen, höhere Eigenproduktion aufgrund Speicherengpässen und Bevölkerungswachstum.

  2. Mehr Stromeigenproduktion: Der Stromimport ist nicht, wie angenommen, gesichert, die Schweiz muss selbst substantiell mehr produzieren, weil das Ausland mit denselben Energieengpässen zu kämpfen hat. Vielmehr müsste die Schweiz zur Batterie Europas werden und damit ihren Beitrag an Europa leisten.

  3. Mehr Kernkraftwerke: Gaskraftwerke zerstören aktiv das Klima. Ihr Verbrauch ist verantwortungsloser Unsinn (Verbrauch 70’000 Liter Öl pro Stunde, entspricht dem Heizbedarf von 30 Einfamilienhäusern - dort jedoch in einem Jahr!). Heute können nur Kernkraftwerke die nötige (konstant produzierte und damit auch in der Nacht und im Winter vorhandene) Bandenergie sicherstellen und insbesondere sind sie auch klimaneutral. Zusätzlich sind Reaktoren in Entwicklung, die die atomaren Abfälle der bestehenden Kernkraftewerke verwerten können.

  4. Mehr dezentrale Photovoltaik: Kleine PV-Anlagen am Ort des Verbrauchs sind klever, weil sie die europaweit an die Limite gelangten Stromnetze entlasten. Mit tageweiser Batteriespeicherung kann zusätzlich die Nachtproblematik überwunden und so der Eigenverbrauch mit der Eigenproduktion besser gedeckt werden.

  5. Mehr alpine Kraftwerke: Hochalpine PV-Anlagen und Erhöhungen von bestehenden Staumauern bei Wasserkraftwerken ermöglichen die Dämpfung des Winterstrommangels und die Erhöhung der zentralen Stromproduktion für die Allgemeinheit.

  6. Mehr sinnvolle Förderung: Schluss beispielsweise mit der Förderung einzelner PV-Anlagen (oder den Kauf von E-Autos), sondern Förderung von Unternehmen, die möglichst autonome PV-Anlagen mit möglichst hohem Wirkungsgrad zu möglichst günstigen Preisen im Markt realisieren. Es geht um Technologieförderung und damit um die Stärkung des Werkplatzes Schweiz und nicht um punktuelle, nicht nachhaltige Absatzförderung. Dieser Paradigmenwechsel ist überfällig und gilt notabene auch für andere Technologien, wie der Kernenergie.

Grundlagendokumente und Vorgehensvorschlag.

Weitere Informationen finden Sie in den beiden unten aufgeführten Dokumenten “Revision der Energiestrategie ist überfällig” und “Gesamtbetrachtung der Energiesituation in der Schweiz”.

Sie sind so gehalten, dass sie für alle Lesenden gut verständlich sind, die dafür im Gegenzug für das Lesen etwas mehr ihrer Zeit investieren wollen. Die Gesamtbetrachtung ist ein guter Einstieg, die Revision beinhaltet einen konkreten Vorgehensvorschlag für die zukünftige Energiepolitik.

Die Schweiz kann aber auch weiter einfach nichts tun. Bis zum erwähnten grossen Lichterlöschen.

Das Hauptquartier von smartmyway hat seine Photovoltaik-Anlage im Herbst 2023 erhalten. Es ist die dritte Anlage, die wir mittlerweile mit Partnern realisiert haben.

Revision der Energiestrategie ist überfällig.

Die Schweiz steht vor dem energiepolitischen Wendepunkt. Die Energiestrategie 2050 liefert auf die vielen offenen Fragen nicht die nötigen Antworten.

(c) 2019: Abendblick zum Monte Rosa von Cademario, Kanton Tessin, Schweiz. Foto: Roland Voser

Gesamtbetrachtung der Energiesituation in der Schweiz.

Die Einschätzung der Energiepolitik bildet Grundlage für den Einstieg in Photovoltaik mit ihrer dezentralen Energiesicherheit.

(c) 2018: Sonnenaufgang, Weinberg Cantina Monti, Cademario, Malcantone, Kanton Tessin, Schweiz, Foto: Roland Voser

smartmyway zuhause.

(c) 2021, Dezemberstimmung in Cademario, Kanton Tessin, Schweiz, Foto: Roland Voser.

 

Seit 2018 Chief Editor, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway, Autor, Coach, Mentor und Berater. Vorher als Geschäftsführer von Media Markt E-Commerce AG, Media Markt Basel AG, Microspot AG sowie in den Geschäftsleitungen von Interdiscount AG und NCR (Schweiz) AG tätig.

Experte für Digitalisierung, Digital-Business, Handel, Sales & Marketing, E-Commerce, Strategie, Geschäftsentwicklung, Transformationen, Turn Around, Innovation, Coaching, erneuerbare Energien, Medien, Professional Services, Category Management, Supply Chain Management